Das Rettungsschiff Ocean Viking hat nach Angaben der Organisatoren 92 Menschen aus einem überfüllten Schlauchboot vor Libyen an Bord genommen. Wie die Helfer auf Twitter berichteten, waren unter den Migrantinnen und Migranten auch Schwangere und Babys. "Viele litten an Unterkühlung, waren extrem schwach & ihre Kleidung von Treibstoff getränkt", twitterten Ärzte unter Grenzen.

Das Schiff der Hilfsorganisationen SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen hatte wenige Tage zuvor 39 Migranten aus Seenot gerettet und im italienischen Pozzallo auf Sizilien an Land gebracht. Wohin das Schiff jetzt steuern sollte, war noch nicht bekannt.

Nachdem in Italien die Koalition aus der rechten Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung 2019 zerbrochen war, wurden die Rettungsschiffe der Hilfsgruppen nicht mehr so lange auf dem Meer blockiert. Im laufenden Jahr konnten bereits verschiedene Schiffe in Italien Migrantinnen und Migranten an Land bringen.

Die Seenotrettung privater Hilfsorganisationen hatte die EU im vergangenen Jahr vor große Probleme gestellt. Italien und Malta weigerten sich lange, ihre Häfen für die Schiffe zu öffnen, und forderten Hilfe bei der Aufnahme Geretteter. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) einigte sich im September schließlich mit seinen Kollegen aus Frankreich, Italien und Malta auf ein vorläufiges Verfahren. Danach sollten die Rettungsschiffe in Italien oder Malta anlegen dürfen. Innerhalb von vier Wochen sollten die Menschen auf andere EU-Staaten verteilt werden. An dem Verfahren beteiligten sich zuletzt regelmäßig auch Portugal, Luxemburg und Irland.